DIMENSIONS in Leipzig - vom Sponsor, der Überwachungsoftware verkauft
Besuch der Ausstellung 'DIMENSIONS' in Leipzig
Wie eine strahlende Kunstausstellung wegen eines kontroversen Investors verdunkelt wird
Wenn der Hauptsponsor einer Ausstellung über digitale Kunst ein umstrittener Big-Data-Riese ist, der Überwachungssoftware verkauft, werden manche hellhörig. Erst recht, wenn es sich dabei um Palantir Technologies handelt. Einem Unternehmen, welches sich auf die Analyse großer Datenmengen spezialisiert hat und bekannt dafür ist, an Geheimdienste und Behörden zu verkaufen. Wir wurden Neugierig.
Reality-Check
Hier standen wir also; in den Pittlerwerken in Leipzig, am 19. April, vor dem Eingang einer Ausstellung namens 'DIMENSIONS'. Das Ganze unterliegt dem Slogan „Digital Art since 1859“ und beherbergt auf rund 10.000 Quadratmetern 60 Kunstwerke. Recht früh schon zeigten wir uns positiv beeindruckt. Schonmal in einem Gemälde Da Vincis umher gelaufen? Mal beobachtet, wie Regen nicht fällt, sondern scheinbar steigt? Oder standest du schon in einem mit dichtem Nebel gefluteten Raum, in dem du mit bunten Lichtmustern beschossen wurdest, was sich anfühlte, als würdest Du umprogrammiert?
Irgendwann traten wir in eine abgedunkelte Halle und standen vor einer großen Leinwand, auf der sich vor unseren Augen sprichwörtlich digitale Welten auftaten. Wir blieben eine Weile - vielleicht, weil alles irgendwie so fassbar wirkte. Insgesamt ein wirklich vielschichtiges Spektakel. Die DIMENSIONS verließen wir inspiriert, gut gelaunt, aber auch nachdenklich.
Alles nur Whitewashing?
Doch so wundervoll die Ausstellung in ihrer Gestaltung und in ihren uns Respekt einflößenden Kunstwerken auch war – diese verdunkelnde Gewitterwolke namens Palantir, die über all dem schwebt, ist für uns einfach nicht wegzudenken.
Ohne Frage; eine gute Kunstausstellung kommt auch ohne Beleuchtung der jeweiligen Negativaspekte aus. Aber wenn man sich ganz bewusst für einen so umstrittenen Hauptsponsor entscheidet und trotzdem kein direktes Licht auf das Unschöne wirft, muss man sich zumindest den Vorwurf gefallen lassen, man ginge mit dem Thema weder offen noch transparent um.
In einem Pressetext teilte der Veranstalter, die Stiftung für Kunst und Kultur e.V., zwar mit, man wolle „Denkanstöße zu den Auswirkungen der Digitalisierung“ bieten, aber ganz ehrlich: Dazu hätte unserer Meinung nach auch gehört, sich mit den Konsequenzen ausufernder Datensammlung auseinanderzusetzen.
Die DIMENSIONS ist ein gutes Beispiel dafür, wie man einer fantastischen Ausstellung einen äußerst sauren Beigeschmack verpasst. Palantir als Hauptsponsor einzusetzen, ist aus unserer Sicht ein Schritt in die falsche Richtung. Und der wenig offene Umgang mit den damit einhergehenden Implikationen, ein potentielles Zeichen dafür, dass die institutionelle Kunstwelt ihre moralischen Standards zugunsten von Sponsoren und Finanzierungsquellen bereit ist, aufzugeben.
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